Premiere in Jülich
„Dass ein gutes Deutschland blühe …“ Leben nach Kriegsende 1945-1949
Musikalische Premierenlesung mit Roman Knižka und dem Bläserquintett OPUS 45 anlässlich 80 Jahre Kriegsende
Sonntag, 06.10.2024
18.00 Uhr
Schlosskapelle Jülich
12,00 € - VVK Stadtbücherei Jülich
Am 8. Mai 2025 jähren sich das Ende des Zweiten Weltkriegs und die Befreiung Deutschlands vom Nationalsozialismus zum 80. Mal. Aus diesem Anlass versetzen sich Roman Knižka und das Bläserquintett OPUS 45 in ihrem neuen Programm zurück in die frühe Nachkriegszeit der Jahre 1945 bis 1949. „Dass ein gutes Deutschland blühe ...“ erzählt von einem Land im Ausnahmezustand, vom Leben in Trümmern, von Schwarzmarktgeschäften, Hungerwintern, starken Frauen, alltäglicher Gewalt, von Vertriebenen, Kriegsheimkehrern, aber auch von politischen und kulturellen Neuanfängen.
8. Mai 1945: Mit der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht war Hitler-Deutschland offiziell besiegt. Fast sechs Jahre hatte der Zweite Weltkrieg gedauert und unvorstellbare 60 Millionen Opfer gekostet. In Deutschland lagen die Großstädte in Schutt und Asche. Unzählige Menschen waren obdachlos, auf der Flucht oder in Kriegsgefangenschaft. Das Sagen im Land hatten nun die Siegermächte. Als „Stunde Null“ empfanden viele Zeitgenossen diesen Moment der totalen Niederlage.
Dabei war das offizielle Kriegsende, der 8. Mai 1945, für viele Deutsche ein unspektakulärer Tag im kriegsbedingten Chaos. Das persönliche Kriegsende erlebten die Menschen im Land oft zu unterschiedlichen Zeiten und auf unterschiedliche Weise. Über die Situation in Jülich im Jahr 1945 berichtet Roman Knižka im ersten Teil des Konzerts. Im Folgenden erinnern Zeitzeugnissen an ein Land zwischen Apokalypse und Aufbruch. Immer wieder steht das Schicksal der „Displaced persons“ im Fokus, der unzähligen KZ-Häftlinge, die nach ihrer Befreiung durch das Land der Täter irrten.
Wie sich trotz des Nachkriegselends in den Besatzungszonen ein oft kaum zu stillender Hunger nach Vergnügen, Kunst und Kultur ausbreitete ist ebenso Teil des Rückblicks. Beispiel Literatur: Ob man nach den Verbrechen der NS-Diktatur und der Katastrophe des Krieges überhaupt noch schreiben kann, wurde von Schriftsteller:innen der Gruppe 47 heftig diskutiert. Roman Knižka liest aus prägenden Werken der Nachkriegsliteratur u.a. von Wolfgang Borchert, Paul Celan, Ingeborg Bachmann und Bertolt Brecht.
Musik am Puls der Zeit: Bereits kurz nach Kriegsende entstanden in völlig zerbombten Städten wie Darmstadt und München Foren für Neue Musik. OPUS 45 interpretiert Werke der Nachkriegsavantgardisten György Ligeti und Karl Amadeus Hartmann sowie Kompositionen von Dmitri Schostakowitsch und Hanns Eisler. Auf dem Programm stehen außerdem Werke von Ludwig van Beethoven, Richard Strauss und Jean Françaix. Swing und Schlager runden das musikalische Porträt der Nachkriegsepoche ab.
Lesung – Performance – Konzert „Dass ein gutes Deutschland blühe …“ Leben nach Kriegsende 1945-1949 erinnert an die verheerenden Folgen des Zweiten Weltkriegs und der NS-Diktatur. Ausgehend von der epochalen Zäsur des Jahres 1945 beleuchten Roman Knižka und OPUS 45 eine ambivalente und spannungsreiche Übergangszeit zwischen Zerstörung und Neubeginn. Diese endete mit der Gründung zweier deutscher Staaten und der Teilung Deutschlands, deren Folgen bis heute spürbar sind.
Die Künstler:innen:
Roman Knižka wurde 1970 in Bautzen geboren, erlernte an der Dresdener Semperoper zunächst den Beruf des Theatertischlers und verließ die DDR noch vor dem Mauerfall über die Grüne Grenze. Nach seinem Studium an der Bochumer Schauspielschule spielte er zunächst am dortigen Schauspielhaus und begann dann, sich einen Namen in TV-Dramen, Liebesfilmen, „Tatorten“ und diversen Kinoproduktionen zu machen. Daneben spricht er regelmäßig Hörbücher ein und ist mit großem Erfolg auf der Bühne aktiv. Seine markante, wandlungsfähige und einnehmende Stimme begeistert sowohl Kinder als auch Erwachsene.
Das Bläserquintett OPUS 45 gründete sich bei einem Berliner Orchesterprojekt: Johannes Brahms’ „Ein deutsches Requiem“ (opus 45) stand auf dem Programm und ist seither namensgebend. Das Bläserquintett, bestehend u. a. aus Musiker:innen der Hamburgischen Staatsoper, Beethoven Orchester Bonn, NDR Radiophilharmonie Hannover und BBC Symphony Orchestra Glasgow, beschreitet seit einiger Zeit gemeinsam mit dem Schauspieler Roman Knižka neue, disziplinübergreifende Wege. So entstanden literarische Kammermusikabende, die in der deutschsprachigen Konzertlandschaft einmalig sind, etwa das Programm zum NS-Widerstand („Den Nazis eine schallende Ohrfeige versetzen!“) oder die szenische Lesung zu Geschichte und Gegenwart rechter Gewalt in Deutschland, die das Ensemble mit dem Primo-Levi-Zitat „Es ist geschehen, und folglich kann es wieder geschehen …“ betitelte. Im Programm „Ich hatte einst ein schönes Vaterland …“ blicken Roman Knižka und die fünf Musiker:innen auf 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland zurück. Sie veranschaulichen die faszinierende Vielfalt jüdischen Lebens auf deutschem Boden, berichten von der
Entrechtung, Vertreibung und Vernichtung deutscher Juden unter dem NS-Regime und gewähren Einblicke, wie sich jüdisches Leben in Deutschland heute, knapp 80 Jahre nach Kriegsende, gestaltet.
Ermöglicht wird die Premierenlesung dank der Unterstützung durch: ‚Carl Eichhorn KG‘ sowie ‚ETC Enrichment Technology‘, die ‚Hans Lamers-Stiftung‘, die ‚Sparkasse Düren‘ und die ‚Stadtwerke Jülich‘.
Eintrittskarten zum Preis von 12,00 € sind ab sofort in der Stadtbücherei Jülich erhältlich bzw. können telefonisch unter 02461/936363 oder per Mail an „stadtbuecherei@juelich.de“ reserviert werden.