Am Ende der Welt, dem „Landsend“ bei Cornwall, liegen die Isles of Scilly. Etwa zweitausend Menschen leben auf diesen Inseln am Eingang des Ärmelkanals, darunter einige Fischer, aber vor allem Blumenzüchter. Denn der nahe Golfstrom sorgt ganzjährig für ein mildes Klima, das Millionen Blumen entlang der Atlantikküste sprießen lässt - und das den ganzen Winter lang.
Auf der nur 3 Kilometer langen Scilly-Insel St Martin's baut die Familie Julian auf ihrer Churchtown Farm Narzissen an. Einige Monate vor den Dreharbeiten, kurz vor Weihnachten, beschädigte ein Orkan die bereits ausgebildeten Knospen von 150.000 Narzissen so schwer, dass sie unverkäuflich waren. Umso mehr kommt es nun auf die Ernte im zeitigen Frühjahr an.
Für kleine Familienbetriebe ist es nicht leicht, der globalen Konkurrenz standzuhalten, von der auch das Geschäft mit Blumen geprägt ist. Viele mussten in den letzten Jahrzehnten aufgeben. Die Churchtown Farm überlebt nur, weil Familie Julian ihre Blumen direkt vermarktet. Das Land haben die Julians vom Duke of Cornwall gepachtet. Zum Zeitpunkt der Dreharbeiten war das der heutige König Charles. Mit dessen Thronbesteigung ging das Herzogtum und damit auch das Land der Churchtown Farm in den Besitz seines ältesten Sohnes William über.
Für die Reportage verbrachten die Filmemacher die Tage vor Ostern auf der Blumenfarm, besuchten mit Farm-Verwalterin Zoe die Hauptinsel der Scillys, St Mary, und tauchten ein in das vielfältige Leben im Meer rund um die Inseln. Verspielte Kegelrobben sind nur eine von vielen Attraktionen, wenn im Sommer täglich ein Touristenboot nach St. Martin's kommt. Wie wiederum der Gemüse- und Blumen-Anbau nur ein kleiner Teil der Ökonomie der Scillys ist. 85% der Wirtschaft hängt vom Tourismus ab. Die Schönheit der Insel ist ihr Schatz; nicht zuletzt sind die umliegenden Gewässer ein Taucherparadies.
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Es ist kurz vor Ostern. Das Wetter ist rau, starke Winde sind vom Atlantik über die kleine Insel St. Martin‘s gefegt, auf der es nur sehr wenige Autos, aber dafür Hunderttausende Narzissen gibt. Täglich gehen in der Churchtown Farm Bestellungen aus ganz Großbritannien ein. Die Blumen der Insel sind berühmt. Für Inhaberin Zoë Julian und ihre Familie ist das zeitige Frühjahr die hektischste Zeit des Jahres. Bis zu 40.000 Blumen müssen von kundiger Hand gepflückt, gebunden, verpackt und verschickt werden. Was auf den ersten Blick romantisch und idyllisch anmutet, ist in Wahrheit ein Knochenjob. Denn für das gesamte Procedere bleiben nur jeweils wenige Stunden. Schließlich sollen die Blumen auch noch frisch beim Kunden ankommen. Wenn sie sortiert, in Sträuße gebunden und verpackt sind - was auf der Churchtown Farm weitgehend von Hand erledigt wird - , wird das winzige Postboot sie zum Weitertransport auf die Hauptinsel bringen. Der sichere Abtransport per Kleinflugzeug, genannt Skybus, aufs britische Festland ist eine logistische Herausforderung.
Die kleine Blumenfarm verdankt ihren Erfolg nicht nur ihren Besitzern, sondern auch dem Vorarbeiter Keith Low. Seit über 50 Jahren ist er mit dem Senior-Chef Andrew befreundet, der nach einer Zeit als Polizist in London zurück in seine Insel-Heimat kam. Seinen Freund Keith kennt er seit Kindertagen, und seit 23 Jahren hat Keith für Andrew und seine Familie auf der Farm Dienst getan. Keiner liebt die Blumen so wie er: Wenn der Eigenbrödler nicht beim Fischen ist, wacht er über seine Narzissen. Doch diese Saison ist seine letzte. Er muss seine vielen kleinen Geheimnisse schweren Herzens an einen jungen Nachfolger übergeben. Davon hängt der Erfolg der Farm und der Jahresverdienst der Familie Julian ab.
In ihrer knappen Freizeit engagiert sich Farmverwalterin Zoe Julian beim Wildlife Trust. Gerade erhielt die Organisation Geld, um die Artenvielfalt der nahen Gewässer besser erforschen zu lassen. Darunter die Kegelrobben. Die britische Population der Kegelrobben macht 30% aller weltweit noch vorkommenden Tiere aus. Die meisten von ihnen findet man an der schottischen Küste. Dass es getrennt von ihnen rund um die Scillys weitere gibt, macht sie für den Schutz der Art bedeutsam.
Farm-Vorarbeiter und Fischer Keith liebt die Natur. Aber er ist genervt, wenn Naturschutz vom grünen Tisch aus durch "reiche Leute aus der Stadt" betrieben wird. Da ist er wieder, der Interessenkonflikt zwischen Stadt und Land, der gerade im Zeitalter der Turbo-Globalisierung so gut wie überall in der Welt zu finden ist. Aber er spricht mit der jungen Meeresbiologin, den der Wildlife Trust angeheuert hat. Und falls sie keine Angst hat, in einem so winzigen Boot wie seinem mitzufahren, darf sie ihn jederzeit einmal beim Fischen beobachten.
Jahr:
2023
Verlag:
Potsdam, filmwerte GmbH
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